Länger geht nimmer – das Soligor 200mm f2.8

Es ist ein Kreuz mit diesen manuellen Objektiven. Wenn man sie – wie das wundervolle Takumar 105mm – nicht bewusst sucht, landen sie aus einem Impuls – oder einem Versehen – plötzlich in der Fototasche, und beim ersten Bild aus dem Fenster fragt man sich: „Warum habe ich das gleich nochmal gekauft? Das kann doch nichts.“ Und tatsächlich: Bei den ersten Aufnahmen mit dem Soligor 200mm f2.8 stellt man fest, dass es als Teleobjektiv, das Dinge in der Ferne scharf abbilden sollte, mit modernen Objektiven nicht mal im Ansatz mithalten kann. Da ist jedes Kit-Objektiv einer Kamera für ambitionierte Amateure (gemeint sind hier wie immer Nikon und Canon) schärfer. Andererseits – sagte nicht bereits der große Winston Churchill „Never give up“? Und eine 200er Festbrennweite ist ohnehin eine Seltenheit, enden doch moderne Objektive in der Regel bei 135mm (wie gesagt, wenn es sich im Festbrennweiten und nicht um Zooms handelt). Na also. Wenn das mal kein Grund ist, auf „Kaufen“ zu klicken. 

Inhalt

Teleaufnahme mit dem Soligor 200mm f2.8
Auf die Ferne alles andere als scharf. Das Soligor 200mm f2.8

Das Soligor 200mm f2.8 - Geschichte, Daten, Preise

Das Soligor 200mm f.28 wurde vor über 40 Jahren von Tokina für Soligor gebaut, Es wiegt über anderthalb Pfund und gemeinsam mit dem Adapter macht es aus der Sony Alpha 7/III ein ziemliches Geschoss. Länger geht’s nimmer. Das ist nichts, was man einfach so mal mitnimmt. Mehr über das Objektiv und seine Geschichte findet man hier, in diesem schönen Blogbeitrag gibt es auch eine Reihe von Testserien, die die Schwächen, aber auch einige Stärken des Objektivs sichtbar machen. Mehr Erfahrungen mit der Linse gibt es auch hier, wenn auch in Englisch.

Soligor 200 f 2.8 an der Sony Alpha 7/III
Trägt ein bisschen auf, das Trumm.

 

Gefunden haben wir es für wesentlich weniger als den Preis, der momentan (Anfang Februar 2022) bei Ebay aufgerufen wird. Hier steht es für 450,-Euro, und das ist das Objektiv definitiv nicht wert. Ein Viertel davon ist angemessen, denn immerhin handelt es sich eben nicht um ein Zoom, sondern um eine ungewöhnliche Festbrennweite, die zu ihrer Zeit zu den hochwertigeren Modellen zählten. 

Das Soligor 200mm f2.8 - Das Potential

Das ändert jedoch nichts daran: Als Teleobjektiv versagt es an modernen Kameras, und zwar son richtig. Die Bilder sind nicht nur weich, sondern so kontrastarm und trotz Focus Peaking immer leicht unscharf, so dass es für die klassischen Anwendungen eines Teleobjektivs nicht in Frage kommt. Auch mit viel gutem Willen kann man da wenig dran finden. Ein Spaziergang um den hiesigen See allerdings offenbart die Qualitäten des Objektives als „Pseudomakro“.

Denn die Schwächen des Objektives bei Offenblende von 2.8 treten bei Motiven in einer Entfernung zwischen 2 und 5 Metern kaum mehr zutage und sind mittels Fokus Peking auch gut in den Griff zu kriegen. Dann klappt es mit der Schärfe, und auch das Bokeh (immer noch Unwort des Jahrzehnts) funktioniert hervorragend. 

Was also damit anfangen? Portraits, auch noch im Kundenauftrag, wohl eher nicht, es sei denn, der Auftraggeber weiß, worauf er sich einlässt: Auf Bilder, die aufgrund einer immer vorhandenen minimalsten Unschärfe und weiterhin sichtbaren Schwächen beim Kontrast nahezu automatisch einen Vintage-Analog-Look haben, ohne, dass man Hipstamatic bemühen muss. Verstärkt wird dies durch eine leichte „Blässe“ der Farben. Out of Cam wirken die Bilder immer ein wenig wie zu heiß gewaschsen. Hinzu kommt – bei geschlossener Blende – eine leichte, aber nicht zu übersehen Vignettierung, die die Retro-Wirkung verstärkt,

Mit einigen leichten Farbkorrekturen in Lightroom entstehen so Aufnahmen, die ohne weiteres längere Reportagestrecken bebildern können, bringen sie doch von Hause aus einen magazinigen, „artsy-fartsy“-Look mit. Nicht, dass wir im Zeitmagazin veröffentlichen würden. Dort aber passen die Bilder ohne weiteres hin, gleiches gilt für Heroshots auf Websiten und – als Illustrationen – für hochwertige Publikationen.

Das Soligor 200mm f2.8 - Fazit

Wie immer bei der Fotografie mit manuellen Objektiven fällt die Entscheidung für oder gegen ein solchen Glas bewusst – wenn nicht beim Kauf (siehe oben), dann aber beim Einsatz. Es ist kein Immer-Drauf, und es ist auch kein Immer-Dabei wie das Takumar oder das Porst, Dafür ist es zu schwer, seine Einsatzmöglichkeiten zu beschränkt und der Aufnahmeprozess wegen der notwendigen Sorgfalt beim Focussieren zu langwierig. Wer jedoch einen bestimmten Look sucht oder braucht, und auf dem Flohmarkt oder bei anderer Gelegenheit über das Soligor 200mm f2.8 stolpert, sollte, sofern der Preis stimmt, zugreifen. Es wird der Tag kommen, an dem es zur richtigen Zeit am richtig Platz ist. 

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