Worauf geben Sie etwas, bevor Sie ein neues Trumm für Ihre Ausrüstung kaufen? Auf Testberichte? Podcasts? Videoinfluencer? Am Ende auf einen Blogbeitrag wie diesen hier? Egal: Wenn es um Fotorucksäcke wie den Wandrd Prvke 21 geht, sieht man in der Regel Folgendes: Ein (natürlich tätowierter) Fotograf, manchmal darf es auch eine Fotografin sein, wandert durch schöne Landschaften, gerne mit viel Gegenlicht und hin und wieder in Zeitlupe, und dann, wenn er oder sie das perfekte Instamotiv entdeckt, schwingt er oder sie elegant den Rucksack von der Schulter, zieht mit einem geübten Griff die Kamera heraus und – done. Schaut toll aus. Stimmt aber leider so gut wie nie. Wie leidvolle Erfahrungen zeigen. Darum hier, nach zwei Jahren intensiver Nutzung, der Praxisbericht mit dem WANDRD PRVKE 21. Erworben im Frühjahr 2019, hat er nun einige Reisen mitgemacht und in den Situationen, für die er – auch – gemacht ist – leider versagt.
Inhalt
WANDRD PRVKE 21: Der Aufbau
Der PRVKE 21 ist ein sogenannter Roll-Top. Dies bedeutet: Neben einem Hauptfach, das von hinten und von der Seite erreichbar ist, gibt es ein oberes Fach, das je nach Inhalt zusammengerollt werden kann, und in das so einige reingeht. Zudem gibt es ein variables Seitenfach für Trinkflaschen oder ein Stativ, zwei kleinere Fächer für Speicherkaren, Akkus und Tic-Tacs, sowie ein Fach am Rücken für den Geldbeutel oder ähnliches. Drei weitere Innenfächer nehmen einen Laptop (12 Zoll) und/oder ein Tablet auf sowie Speicherkarten auf. Aber Achtung: Zwischen oberem und unterem Fach gibt es genug Öffnungen, durch die sich kleiner Gegenstände gerne mal verabschieden. Dann heißt es: Mühsam das Hauptfach durchsuchen.
Das Hauptfach selbst kann mit einem sogenannte Photo-Cube bestückt werden, einem Fach im Fach. Dank der Klettverschlüsse sitzt es bombenfest im Rucksack, kann in der Folge aber auch nicht ohne weiteres ausgetauscht werden. Der Cube kann mit entsprechen Einsätzen Objektive, Kameras etc. aufnehmen. Am Boden versteckt ist ein weiteres Fach mit einer Regenhaube, für den Fall, dass es doch zu nass wird. Gebraucht habe ich bis heute noch nicht.
WANDRD PRVKE 21: Material und Ausstattung
Die Gurte sind mit Objektivdeckelhalter versehen, zusätzliche Gurte fixieren ein Stativ an der Seite. Die Schultergurte sind so breit, dass der Rucksack auch bei viel Inhalt bequem zu tragen ist; leider sind sie auch so breit, dass der Peak Design Capture Clip nur mit Gewalt anzubringen ist.
Das Material des Wandrd ist über alle Zweifel erhaben, auch nach zwei Jahren zeigt er zwar einige Kratzer, aber weder Risse noch stärkerer Abschürfungen.
Einen Hüftgürtel (in zwein Teilen) gibt es schließlich auch; inkl. Scheckkartenfach. Der Hüftgürtel kann an- und abmontiert werden, was praktisch, aber recht mühsam ist. Natürlich trägt er zu Entlastung des Rückens bei, sollte also bei viel Equipment zum Einsatz kommen.
WANDRD PRVKE 21: Was so alles reingeht
Um es kurz zu machen: Eine Menge. Laptop, Tablet, Smartphone, Kabel, Ladegerät, Adapter und Trinkflasche passen problemlos in das oberer Fach bzw. die Seitentaschen. Der Photocube im Hauptfach nimmt Kamera und drei bis vier Objektive auf – am Platz mangelt es hier wahrhaftig nicht. 21 Liter haben uns immer ausgereicht. Wenn man allerdings mehr als drei Sigma-Festbrennweiten mitnehmen will, wird es eng, dann sollte es vielleicht das 31-Liter- oder sogar das 41-Liter-Modell sein.
WANDRD PRVKE 21: Der Praxisbericht I - Reisen
Was soll man sagen? Ein Rucksack ist ein Rucksack ist ein Rucksack, und das gilt auch für den Wandrd. Packen, aufsetzen, los geht’s. Zum Transport von A nach B, sei es auf dem Rücken, im Zug oder im Wagen (geflogen sind wir damit noch nicht) ist er genauso gut – oder schlecht – geeignet wie jeder andere Rucksack auch. Die Einteilung der Fächer ist für Reisen durchaus sinnvoll, die Dinge, die schnell at Hand sein müssen, kommen in das Roll-Top, der Rest ins Hauptfach.
WANDRD PRVKE 21: Der Praxisbericht II - Als Fotograf vor Ort
Da sieht es leider anders aus. Was die Werbung suggeriert: Sobald das entsprechende Motiv vor der Linse auftaucht, schwingen wir den Rucksack elegant an einem Riemen nach vorne, und ziehen die Kamera durch die Seitentasche, um das Bild unseres Lebens zu machen. Vielleicht mangelt es uns an der Grazie, aber das mit dem Schwingen wird spätestens dann schwierig, wenn etwa eine Trinkflasche oder mehrere Objektive im Rucksack liegen. Ganz abgesehen davon, dass die Kamera, besonders dann, wenn ein Batteriegriff und/oder ein größeres Objektiv angebracht ist, kaum durch die Öffnung passt. Dies gilt übrigen nicht nur für Profikameras wie die Sonys, sondern auch für die Modelle für die ambitionierten Amateure, also Nikon und Canon.
Noch schlimmer wird es, wenn unterwegs das Objektiv gewechselt werden soll. In der Theorie schnallt man sich den Wandrd dann von den Bauch, und öffnet ihn von hinten, um an den Photocube heranzukommen und dann das Objektiv zu wechseln. Kann man machen. Dauert ungefähr fünf Minuten, bringt einen ins Schwitzen und versetzt einen in den Panikmodus, denn trotz aller Gurte hat man immer eine Hand zu wenig. Also. Rucksack absetzen, hinknien, Rucksack hinlegen, aufmachen, Objektiv runter, neues rauf und das ganze wieder rückwärts. Wer auch immer bei Ihnen ist – beim dritten Mal wartet niemand mehr auf Sie.
WANDRD PRVKE 21: Fazit
Sie suchen einen Rucksack, mit dem Sie Ihr Equipment von A nach B schaffen können? Mit dem Sie reisen können, ob zu den coolen Spots dieser Welt oder nach Spandau? Kaufen Sie sich den Wandrd. Oder irgendeinen anderen Fotorucksack. Dafür taugen sie alle.
Sie suchen einen Rucksack, der Sie bei Fotoaufnahmen unterwegs unterstützt? Aus dem Sie das, was Sie in der jeweiligen Situation brauchen, mit einem Handgriff hernehmen und einsetzen können? Vielleicht ein anderes Objektiv? Einen Blitz?
Wenn Sie nicht an einem Ort bleiben, und damit meinen wir: Bewegungsradius von einigen Metern, dann lassen Sie bloß die Finger davon. Dafür taugt er leider überhaupt nichts – allein im verlassenen Krankenhaus in Ligurien war mit dem PRVKE 21 nicht mehr gut zu arbeiten. Rucksack absetzen, aufmachen, Objektiv abschrauben, einpacken, das neue herausholen… es geht alles, aber es geht weder komfortabel noch sicher. Für so etwa empfehlen sich leider immer noch die umcoolen Fototaschen, die Sie über der Schulter tragen und die Ihnen nach einem halben Tag tolle Kreuzschmerzen bescheren. Und wenn Sie da einen guten Tipp haben, freuen wir uns.