Es ist ein Satz für die Ewigkeit: „Um die Dias kümmere ich mich im Ruhestand“. Gerne gesprochen im Angesichts zahlreicher Fotoalben und Schachteln mit Dianegativen. Und wir wollen niemandem die Sinnhaftigkeit einer solchen Perspektive absprechen. Es geht aber auch früher – wenn man will. Und dabei muss man keine Unsummen bei einem der Dienstleister lassen, die eine schnelle und massenhafte Digitalisierung von Dia anbieten. Und ja 100,- Euro für 1.000 digitalisierte Dias sind nicht viel. Aber Hand aufs Herz: Sind wirklich alle Dias von Oma Gertrude und Onkel Heinzi erhaltenswert? Und überhaupt: Was tun, wenn man nur ein oder zwei Bilder digitalisieren möchte? Vorschläge, wie man Dias günstig digitalisieren kann, und das mit Bordmitteln ohne weitere Hilfsmittel, hier.
Inhalt
Vorrede vorweg
Wenn Sie Bilder 1:1 und in höchster Qualität digitalisieren möchten, kommen die hier vorgestellten Möglichkeiten kaum für Sie in Frage. Dafür sind sie (insbesondere bei großen Mengen) zu aufwändig und nicht „repro“ genug. Fehler bzw. Schwächen in der Abbildung sind bei unserem Vorschlag unvermeidbar und sogar gewollt. Doch dazu mehr.
Gibt es so oder so ähnlich in fast jedem Haushat. Stapelweise Dia, stapelweise Erinnerungen.
Dias digitalisieren - Dienstleister
Anbieter gibt es viele, und ihre Angebote unterscheiden sich in Bezug auf die Dienstleistung nur marginal. Anders sieht es beim Preis aus. Hier ist zwischen 7 Cent und knapp 30 Cent pro Dia alles drin, abhängig von Anzahl, Qualität der Scans, der Nachbearbeitung, des finalen Datenformats etc. Nicht selten kommt ein Mindermengenzuschlag dazu, der das Scannen einzelner Motive endgültig unattraktiv macht.
Auch hier gibt es Möglichkeiten ab 40 – 50 Euro. Bedienung Ergebnisse schwanken je nach Qualität und Ausstattung der Geräte. Dies mag sich lohnen, wenn man eine größere Anzahl von Dias zu digitalisieren hat. Allerdings: Auch hier haben wir am Ende wieder ein Gerät, das irgendwo rumsteht und im schlimmsten Fall einmal im Jahr benutzt wird. Wenn überhaupt. Das muss auch schneller, leichter und günstiger gehen.
Dias günstig digitalisieren - mit Bordmitteln
Eines vorneweg: Es geht hier um eine anlassbezogene Lösung. Sie benötigen eine Handvoll Bilder,als Geschenk, als Wandschmuck oder als Grafik für ein Projekt im Netz oder für den Druck? Dann empfiehlt sich tatsächlich die schnelle Lösung mit Bordmitteln, für die Sie wenig mehr benötigen als eine Kamera, eine flächige Lichtquelle und ein Bogen Transparentpapier. So lassen sich Dias günstig digitalisieren.
iPad (alt), Makro (manuell), Dia (sehr alt), Folie. Mehr braucht's nicht.
Die beiden Ausschnitte zeigen sehr deutlich, warum die Folie bei einer Hintergrundbeleuchtung durch einen Bildschirm notwendig ist. Links ohne Folie, dafür mit Pixeln, und rechts umgekehrt.
Die Kamera
Kann man jede Kamera nutzen? Im Prinzip ja. Auch mit einem iPhone funktioniert das hier vorgestellte Verfahren. Wir nutzen allerdings eine digitale Spiegelreflexkamera, der wir ein manuelles Makroobjektiv aufsetzen. Mit Fokuspeaking bekommen Sie das Bild in der Regel auch schön scharfgestellt (vorausgesetzt, das Dia selbst ist scharf, was leider nicht immer der Fall ist). Auch ein 50mm Objektiv kann gute Dienste leisten, auf eine geringere Brennweite sollten Sie lieber verzichten, denn Sie wollen ja keine Weitwinkelaufnahme.
Die Aufnahmen werden mit möglichst hoher Auflösung gemacht und nach Möglichkeit im RAW-Format abgespeichert. Je mehr Informationen das Bild enthält, desto besser können Sie es nachbearbeiten. Ein JPG reicht in der Regel nicht aus.
Dias günstig digitalisieren - die Lichtquelle
Sie ist die Grundlage für das, was wir vorhaben. Möglichkeit 1: Ein klassischer „Gucki“, wie man die Diabetrachter früher nannte, von dem das Dia abfotografiert wird. Vorteil: Den gibt es wahrscheinlich in jedem Haushalt, in dem es auch Dia gibt. Der Nachteil: Er ist in der Regel nicht besonders lichtstark und neigt zudem insbesondere in den Ecken zu üblen Verzerrungen. Das kann gewollt sein und einen schönen Effekt erzeugen, man muss aber wissen, dass es hinterher einiges zu korrigieren gibt.
Möglichkeit 2: Ein iPad (da tut es auch ein altes iPad der 1. Generation) oder ein Laptopbildschirm,der als Ersatz für einen Leuchttisch (ebenfalls teuer und rumstehend). Egal, was Sie nehmen: Wichtig ist, dass das Dia plan aufgelegt werden kann und die Leuchtstärke des Bildschirms möglichst hell leuchtet. Wahrscheinlich ging das ganze sogar mit einem alten iPod Touch, das haben wir aber nicht ausprobiert. Auf die Farbneutralität kommt es nicht an, denn korrigieren müssen Sie das Bild ohnehin. Allerdings: Sie werden nach dem ersten Bild feststellen, dass auch durch das abfotografierte Dia hindurch die einzelne Pixel des dahinterliegende Bildschirms zu seinen sind.
Die Lösung: Zwischen den Bildschirm und das Dia kommt eine Schicht, die als Diffusor wirkt, das Licht der einzelnen Pixel also verteilt und sie so unsichtbar werden lässt. Der Nachteil ist ein Verlust an Lichtstärke bzw. Leuchtkraft, so dass ggf. mit einer etwas höheren Belichtungszeit oder aber größerer Blende gearbeitet werden muss.
Die Aufnahmen selbst
Sind dann kein Hexenwerk mehr. Ja, man kann mit einem Stativ Kamera und Dia nivellieren und genau parallel zueinander ausrichten, nach unserer Erfahrung geht das mit einer ruhigen Hand aber auch aus dieser.
Die Nachbearbeitung
Und das ist am Ende auch genau das, was wir wollen. Eine gewisse Körnigkeit, leichte Unschärfen (an den richtigen Stellen – wenn die schon im Dia vorhanden sind, kann das schwierig werden), und Farben, die jenen der alten Dia-Entwicklung entsprechen. Da darf es dann auch schon mal knallen. Und die Ergebnisse sind so, dass man sie sich ohne weiteres an die Wand hängen kann.