Die Fotografie mit der Pentax Auto 110 ist eine Liebhaberei, die die übliche analoge Fotografie nochmals toppt. So hatten wir es im ersten Beitrag zu dieser Kamera formuliert. Ganz korrekt war diese Aussage freilich nicht. Streng genommen müsste es wohl heißen: Der im Vergleich zur digitalen Fotografie langwierige Prozess von Fokussierung bis zur Entwicklung dauert hier noch mal eine Schippe extra. Warum? Das liegt an den beteiligten Partnern.
Aber bevor es an ans Entwickeln und damit and Warten geht, muss erstmal ein Film in die Kamera. Und das geht so:
Inhalt
Das Filmmaterial für die Pentax 110 Auto Super
Eine schnelle Recherche im Netz ergibt: Die Pocket-Filme, die man für das Fotografieren mit der Pentax Auto Super braucht, gibt es noch. Hergestellt und über diverse Geschäfte (inline wie offline) vertrieben werden sie von der Lomographischen Gesellschaft in Wien, und das in verschiedenen Varianten. Die meisten davon sind Effekt-Filme mit eingebauten, aber unberechenbaren Farbverfälschungen, die gerne für die Lomographie („Die Neunziger haben angerufen, sie wollen ihre Kamera zurück“…) benutzt werden. Hier sind entsprechende Effekte durchaus gewollt.
Das sollte man also wissen, ehe man sich einen entsprechenden Film in die Kamera legt. Erfreulicherweise tragen die Filme passende Namen, so dass man vorgewarnt ist. Wir haben den Schwarz-Weiß-Film „Orca“ sowie „Purple“, „Turquoise“ und „Redscale“ für eine erste Runde benutzt, und so sehen die Ergebnisse aus.
Die Bilder sind unbearbeitet und einzig für die Darstellung im Web etwas optimiert. Zum Einsatz kamen alle vorhandenen Objektive – also das 18mm. das 24mm und das 75mm.
Ergebnisse des Redscale
Etwas düster, obwohl an einem hellen Tag fotografiert. Die Bilder zeigen, dass es mit den Nahaufnahmen nicht immer klappt…
Ergebnisse des Purple
Aber wenn es klappt, dann sind sie scharf, wir man am mittleren Bild ganz gut erkennen kann.
Ergebnisse des Turquoise
Ergebnisse des Orca
Er ist etwas flach, mehr Kontras wäre schön. Im zweiten Bild deutlich erkennbar, wo die Schärfeebene verläuft.
Unscharfe und verwackelte Bilder ersparen wir Ihnen an dieser Stelle. Klar ist nach vier Filmen: Die Kamera funktioniert, und die Bilder haben genau den Charme, den man von einer alten analogen Kamera erwartet – ein Charme, der je nach Geschmack der Betrachterin bzw. des Betrachters durch die genutzten Effekt-Film verstärkt oder ruiniert wird.
Allerdings – und das ist ein kleines Pferdefüsschen: Mehr noch als beim 35mm-Film muss man wissen, wie man mit dem Gerät arbeitet. Die Grösse der Kamera, der kleine Sucher und nicht zuletzt die verschiedenen Objektive machen eine kontrollierte Bildgestaltung zu einer gewissen Herausforderung. Als Point-and-Shoot analog zur alten Ritsch-Ratsch-Klick ist sie wiederum einem Tick zu clumsy.
Pentax Auto 110: Liebhaberei mal zwei
Warum aber ist das Ganze noch mehr Liebhaberei als die analoge Fotografie mit dem klassischen 35mm-Film? Darauf gibt es zwei Antworten: Zeit und Geld.
Während Sie 35mm-Film bei Rossmann und Co. abgeben können, müssen Sie die 110er-Filme einschicken. Zum Beispiel zur Lomographischen Gesellschaft. Die verlangt für Abzüge und Scans je nach Film zwischen 14,- und 17,- Euro. Hinzu kommt das Porto, hier werden je nach Anzahl der Filme auch nochmal bis zu 16,- Euro fällig. Der Prozess der Entwicklung, der Bereitstellung der Scans und der Rücksendung der entwickelten Negative nimmt dann auch noch mal gerne drei oder vier Wochen in Anspruch. Kurz: Rechnen Sie mit ca. 25,- Euro pro Film. Plus Porto. Dafür gibt es schon ziemlich viel SD-Card…
Wer also von Deutschland aus den Weg über die Lomographische Gesellschaft wählt, befindet sich in der (sic) Gesellschaft anderer Wartender, auch wenn diese vielleicht mit einer anderen Kamera Pocket-Filme belichtet haben. Ist das Kritik an der Lomographischen Gesellschaft? Nicht zwangsläufig. Die analoge Entwicklung dieser Filme kostet Zeit und Geld. Das aber sollte man wissen und einberechnen. Ob die Ergebnisse dafür stehen oder das Ganze nur für „die besondere“ Gelegenheit zum Einsatz kommt, mag man für sich entscheiden.
Pentax Auto 110: Fazit
Die ausschlaggebende Frage, die wir uns immer stellen, wenn es um den Einsatz alter oder merkwürdiger Technik geht, lautet: Würden wir sie im Kundenauftrag einsetzen? Ja – aber nur für die mutigsten und waghalsigsten unter ihnen. Und dann auch nie ohne ein digitales Back-Up. Dafür sind Kamera und Filme dann doch zu fusselig.