Die Pentax Auto 110 Super

Eine Warnung vorweg: Besuchen Sie niemals einen Fotoflohmarkt. Es könnte passieren, dass Sie etwas kaufen, von dem Sie nicht einmal wussten, dass es existiert. Wie beispielsweise die Pentax Auto 110 Super. Was auf den ersten Blick aussah wie eine kleine Kompaktkamera mit ein bisschen Zubehör in einer sehr (einer SEHR!) Hässlichen Fototasche, entpuppte sich als eine der kleinsten, wenn die als die kleinste Spiegelreflexkamera der Welt mit Wechselobjektiven. So klein, dass sie nicht mit dem klassischen 35mm-Kleinbildfilm arbeitet, sondern mit dem namensgebenden 110er („Pocketfilm“), einem Film, den die meisten wenn, dann noch aus den alten „Ritsch-Ratsch-Klick“-Kameras kennen dürften.

In der Fototasche (wie gesagt, hässlich) fanden sich neben der Kamera noch drei Objektive, ein Blitz und ein Batteriegriff (!) mit Motor (!!). Nichts, was man liegen lässt, wenn der Preis stimmt. Zumal es nach wie vor Filme für dieses Format gibt. Später dazu mehr.

Die Pentax Auto 110 Super mit zwei Objektiven und einem Blitz, von oben fotografiert

Inhalt

Die Pentax Auto 110 Super - die Geschichte und Technik

Das erste Modell, die Pentax Auto 100, kam 1978 auf den Markt und war neben der Minolta 110 Zoom SLR das einzige Spiegelreflexmodell für den Pocketfilm. Sie war allerdings nicht die erste Mini-SLR, bereits in den 1960er in Russland gab es Wikipedia zufolge die KMZ Narciss, die einen ähnlichen Ansatz verfolgte. 1980 folgte die Weiterentwicklung, die Pentax Auto 110 Super, nun unter anderem mit Selbstauslöser, Gegenlichttaste und Auslöserverriegelung.

Beide Modelle verfügen über einen eingebauten Belichtungsmesser, der im Sucher anschlägt, wenn Unterbelichtung droht, und der die Belichtungszeit automatisch anpasst – also eine Programmautomatik. Eine kleine LED im Sucher zeigt an, ob die die Belichtungszeit über 1/45s (grün) oder darunter (gelb) liegt, in letzterem Fall empfiehlt das Handbuch Blitz und/oder Stativ, und das zurecht. Denn je kleiner und leichter die Kamera, desto größer logischerweise die Verwackelungsgefahr.

Scharf gestellt wird am jeweiligen Objektiv, zur Kontrolle dient ein Mikroprismenring mit einem Schnittbild, das im Sucher angezeigt wird. Wenn beide Teile des Schnittbildes genau übereinstimmen, sitzt der Focus, und das Bild sollte scharf werden. Das Prinzip kennt man so oder so ähnlich aus zahllosen Kleinbild-SLRs der 70er und 80er Jahre. Da die Pentax Auto 110 Super (logischerweise) nicht über eine eingebaute Möglichkeit verfügt, Fehlsichtigkeit zu korrigieren, wurden übrigens auch Korrekturlinsen angeboten, die auf den Sucher aufgesteckt werden konnten. 

Eine Edixa-Kamera, eine Pentax und die Pentax Auto 110 Super (entgegen dem Uhrzeigersinn)

Die Pentax Auto 110 Super - die Objekitve

Das Sony 50mm und das Pentax 24mm im Vergleich, sie liegen nebeneinander auf einem Tisch

Wenn wir sagen klein, dann meinen wir klein: Das 24mm neben dem 35mm von Sony

Zur Kamera gab es insgesamt sechs verschiedene Brennweiten: 18mm, 24mm, 50mm, 70mm, ein Zoom mit 20-40mm und ein sogenanntes FixFocus-Objektiv mit 18mm. Alle verfügten über eine feste Blende von immerhin f2.8, beim FixFocus, das laut Handbuch immer scharfe Bilder liefern sollte, dürfte sie deutlich größer gewesen sein (einigen Angaben zufolge f6,3). Gewechselt werden die Objektive wie bei einer klassischen SLR durch Drehen und Auf- bzw. Absetzen am Bajonett.

Erstaunlich ist jedoch nicht nur die Auswahl der Objektive, die alle notwendigen Brennweiten abdecken, sondern ihre Größe. Sie sind schon wirklich arg klein. Insbesondere das 18mm und das 24mm sind winzig, und wiegen gerade mal 23 respektive 18 Gramm. Das 70mm fällt dagegen „nur“ kompakt aus. Da muss man schon aufpassen, dass die Jackentasche kein Loch hat, sonst ist das Objektiv schnell mal durchgerutscht. Kleiner in unserem Bestand ist einzig die Panasonic D-Snap. 

Erstaunlicherweise gibt es für die Objektive bzw. ihren Anschluss einen Adapter, der es möglich macht, die Pentax Super 110-Gläser an modernen Spiegelreflexkameras zu nutzen. Aber diese Geschichte soll ein anderes mal erzählt werden…

Die Pentax Auto 110 Super - sonstiges Zubehör

Neben der Kamera und insgesamt drei Objektiven fand sich in der Kameratasche besagter Batteriegriff sowie ein Blitz. Der Blitz funktionierte nach Batteriewechsel einwandfrei, vom Batteriegriff mit Filmmotor können wir das nicht mit Sicherheit sagen. Allerdings: Die wesentlichen Funktion dieses Griffs besteht nicht darin, den Film zu transportieren, das geht auch mit dem Transporthebel einwandfrei. Nein, der Batteriegriff gleicht die Schwächen aus, die das Format der Kamera nun einmal so mit sich bringt. Sie ist eben klein, und gerade bei etwas größeren Händen sorgt der Griff für etwas mehr Grip.

Handling und erste Bilder

Man kann unmöglich über eine Kamera schreiben, ohne nicht wenigstens ein Bild gezeigt und etwas über die Arbeit mit ihr zu sagen. Also bitte schön: Bild.

Die Schärfeebene und der Focus funktionieren ganz ordentlich – aufgenommen mit dem 70mm.

Mit dem 24mm am Hofer Untreusee. Die Falschfarben kommen vom Film

Und die Arbeit mit ihr? Die Größe ist gewöhnungsbedürftig, das Scharfstellen gelingt nicht immer, der Objektivwechsel geht flott von der Hand (wenn man das Objektiv in der Tasche findet). Der Belichtungsmesser arbeitet zuverlässig im Sinne eines Warnsignals. Wenn er auf Gelb steht – lieber zweimal überlegen, ob die Aufnahme das Risiko wert ist. Die Verwacklungsgefahr ist zu groß.

Die Pentax Auto 110 Super - Zwischenfazit

Die Kamera hat zweifellos ihren Reiz. Ob das bei den Bildern, die sie produziert, auch der Fall ist, darüber wird es in der kommenden Ausgabe des Zylinderblogs gehen. Soviel aber sei schon gesagt: Wir haben 50,- für die Kamera, die Objektive sowie das sonstige Zubehör bezahlt. Das ist deutlich weniger, als „das“ Internet gerade aufruft. In einem namhaften Fotogeschäft wird ein ähnliches Set für 239,- angeboten, in den Kleinanzeigen gibt es das ganze auch schon mal für die Hälfte. Aus unserer Sicht: Es ist eine Liebhaberei, die die „klassische“ analoge Fotografie nochmals toppt. Warum das so ist – demnächst hier.

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